Von Uwe Froschauer
Unter Infantilisierung versteht man eine Handlung oder einen Vorgang mit dem Ergebnis, dass jemand geistig unselbständig bleibt oder wird.
Ein Merkmal von Infantilisierung ist Komplexitätsreduktion. Der Großteil der Menschen bevorzugt einfache Lösungen für komplexe Probleme und Sachverhalte, was realiter aber nicht möglich ist. Viele Menschen entwickeln einen Widerwillen gegen komplizierte, relativierende und widersprüchliche Aussagen. Sie lassen sich gerne infantilisieren. Die werbewirksame und infantilisierende Aussage von Entscheidern während der Coronadiktatur
„Mit zwei Pieks ist alles vorbei“,
bedeutete in diesen dunklen Zeiten der Weltgeschichte, dass man sozusagen einen Teil seiner zuvor genommenen Menschenrechte wieder zurückbekäme – die laut Grundgesetz „unverletzlich und unveräußerlich“ sind, in Coronazeiten aber nicht waren. Dieses Statement ist ein schönes Beispiel für Infantilisierung. Damit war eben nicht alles vorbei – ganz im Gegenteil –, damit fing für viele Menschen ein langer Leidensweg erst an. Nun, für manche war wirklich alles vorbei.
Ein weiteres Kennzeichen der Infantilisierung ist der Hang zur Verniedlichung. Sachliche und ernste Kommunikation wird verwandelt in eine infantil-spielerische, unernste Form. Im Oktober 2022 genehmigte der Bundestag zur Finanzierung der geplanten Gas- und Strompreisbremsen erneut eine Ausnahme der Schuldenbremse. Damit ermöglichte er dem Bund, zusätzliche Kredite in Höhe von 200 Milliarden Euro aufzunehmen. Um der Bevölkerung diese mehr als fragwürdige, spätere Generationen belastende Entscheidung zu verkaufen, bezeichnete Bundeskanzler Olaf Scholz diesen Schritt angesichts der immensen Summe als „Doppel-Wumms“ in Anspielung auf den „Wumms“, mit dem die Vorgängerregierung 2020 das Land mit Konjunkturhilfen im Umfang von 130 Milliarden Euro aus der „Coronakrise“ katapultieren wollte. Den sich anbahnenden, noch vermeidbaren Dritten Weltkrieg würde er wahrscheinlich als „Dreifach-Wumms“ bezeichnen, ich ihn als „Finaler Wumms“.
Menschen, die sich infantilisieren lassen, neigen zu einer Flucht vor der Unübersichtlichkeit und Irrsinnigkeit der Realität, sie neigen zum Eskapismus. Das wissen die Manipulatoren. Wenn die Herausforderungen der Realität komplizierter werden, versuchen die Politiker und ihre medialen Handlanger, alles auf möglichst einfache Bilder und Metaphern herunterzubrechen – oftmals auch aus Hilflosigkeit, Ideenlosigkeit und Unfähigkeit, wie es in den letzten Jahren des Öfteren zu beobachten war.
Hinter gesteuerter Infantilisierung steckt eine Manipulationsstrategie. Von Manipulation spricht man, wenn
- der Beeinflussende rein egoistisch denkt, nur auf seinen eigenen Vorteil bedacht ist, und den eventuellen Schaden des anderen voll in Kauf nimmt
- Techniken benutzt werden, die der Beeinflusste nicht durchschaut
- der Beeinflusste sich über die (positiven oder negativen) Absichten des Beeinflussenden nicht im Klaren ist
- der Beeinflusste glaubt, seine Meinungen, Entscheidungen und Handlungen seien auf seinem eigenen Mist gewachsen.
Bei Manipulation handelt es sich um die verdeckte und gezielte Einflussnahme auf die Steuerung unserer Wahrnehmung, Entscheidungen und Verhaltensweisen.
Der Franzose Sylvain Timsit ist Verfasser des Internetbeitrags „10 Strategien der Manipulation“. Das Dokument wurde auf Französisch im Jahr 2002 mit dem Titel „Stratégies de manipulation“ (Strategien der Manipulation) auf der Webseite syti.net veröffentlicht. Darin zeigt Timsit mit satirischem Unterton, welche grundsätzlichen Wege eingeschlagen werden können, um große Teile der Gesellschaft – die Herde – zu manipulieren.
(Quellenangaben: Autor: Sylvain Timsit Originalquelle: Stratégies de manipulation, 2002 Deutsche Erstübersetzung und Korrektur: Patryk Kopaczynski, Eve Bugs (evebugs.net))
Eine der von Sylvain Timsit erkannten Strategien der Manipulatoren ist die Infantilisierung der Massen. Nachfolgend hierzu die kurze These von Sylvain Timsit:
„Sprich zur Masse, wie zu kleinen Kindern“
„Die Mehrheit der Inhalte, die an die Öffentlichkeit gerichtet werden, werden durch Art und Weise der Verkündung missbraucht. Sie sind manipuliert durch Argumente oder sogar durch einen gönnerhaften Ton, den man normalerweise in einer Unterhaltung mit Kindern oder geistig behinderten Menschen verwendet. Je mehr man seinem Gesprächspartner das Bild vor den Augen vernebeln will, umso lieber greift man auf diese Technik zurück. Warum? Wenn du zu einer Person sprichst, als ob sie 12 Jahre alt wäre, dann, weil du ihr genau das suggerieren möchtest. Sie wird mit höchster Wahrscheinlichkeit kritiklos reagieren oder antworten, als ob sie tatsächlich 12 Jahre alt wäre.“
Quelle: http://gute-volksschule-schwyz.ch/data/documents/10-Strategien-der-Manipulation_wie-koennen-ganze-Bevoelkerungen-gelenkt-werden_von-Sylvain-Timsit.pdf
Hilfreich für das Verständnis der dahinterstehenden psychologischen Mechanismen ist das Gedankengebäude der „Transaktionsanalyse“ des Psychiaters Eric Berne, der dieses psychotherapeutische Verfahren entwickelte. Diese Analyse befasst sich insbesondere mit den sogenannten Ich-Zuständen. Ziel der Analyse ist die Sensibilisierung von Sender und Empfänger für verschiedene verbale und nonverbale Kommunikationsformen.
Wenn ein Mensch kommuniziert, macht er das laut dieser Analyse aus einem bestimmten Ich-Zustand heraus, oder anders gesagt: Jede Kommunikation lässt sich einem definierten Ich-Zustand zuordnen. Es gibt nach Berne drei Haupt-Ich-Zustände mit ein paar Differenzierungen:
Das Eltern-Ich
- kritisches Eltern-Ich
- fürsorgliches Eltern-Ich
Das (rationale) Erwachsenen-Ich
Das Kinder-Ich
- angepasstes/hilfloses Kind-Ich
- trotziges/rebellisches Kind-Ich
- freies/natürliches Kind-Ich
Das Eltern-Ich ist das in der Kindheit, von den Eltern übernommene Denken, Fühlen und Verhalten. Beispiele hierfür sind Mahnungen und Regeln (was gehört sich, was gehört sich nicht), aber auch tröstende Verhaltensweisen, die wir von unseren Eltern im Laufe unserer Erziehung erfahren und erhalten haben. Diese „Aufzeichnungen“ aus der Vergangenheit werden in einer aktuellen Situation, also im Austausch mit anderen Menschen, oftmals abgerufen. Befindet man sich im Eltern-Ich, bedeutet dies: Man denkt, fühlt und verhält sich in der Art und Weise, wie man dies von seinen Eltern übernommen hat. Wir sehen die Welt mit den Augen unserer Eltern in diesem Zustand.
Im Erwachsenen-Ich befindet man sich, wenn man im „Hier und Jetzt“ denkt, handelt und fühlt. Dieser Ich-Zustand sorgt für angemessene Reaktionen, und ist nicht beeinflusst durch Aufzeichnungen aus der Kindheit. Man handelt sachlich, rational und überlegt, was in der jeweiligen Situation passend und welches Verhalten angemessen ist.
Im Kind-Ich befindet man sich, wenn man so denkt, fühlt und sich verhält, wie man es als Kind getan hat. Das aus der Kindheit stammende Denken, Fühlen und Handeln wird in der gegenwärtigen Situation wieder aktiviert. Dieser Ich-Zustand resultiert aus unseren Reaktionen aus der Kindheit, auf das Verhalten und die Äußerungen unserer Eltern. Wir können darauf natürlich, ausgelassen, verspielt, spontan, locker, oder angepasst, unterwürfig, brav, oder auch rebellisch, trotzig, patzig, wehleidig reagieren.
Nachfolgend eine Charakterisierung der jeweiligen Ich-Zustände in positiver und negativer Hinsicht:
Ich-Zustand | in positiver Hinsicht | in negativer Hinsicht |
kritisches Eltern-Ich | hohe Ansprüche übernimmt Verantwortung rasche Entscheidung (Notfall) Sozialisation | bevormundet unterdrückt demotiviert sucht Fehler selten zufrieden schränkt andere ein |
fürsorgliches Eltern-Ich | Schutz Geborgenheit meint es gut sorgt sich um andere arbeitet für andere | schafft Abhängigkeit lässt sich ausnutzen fordert indirekt Dank schränkt auch ein |
Erwachsenen-Ich | sammelt Informationen löst Konflikte sachlich geht Ursache auf den Grund kompromissfähig sorgt für sich selbst entscheidungsfähig | wenig Emotionen ist langweilig kein Zugang zu Emotionen |
hilfloses Kind-Ich | passt sich an ist bescheiden kompromissfähig nimmt Rücksicht | Angst, was falsch zu machen überangepasst vermeidet Entscheidung schnelles Zurückziehen |
trotziges Kind-Ich | tritt nachdrücklich für eigene Interessen ein Trotz kann zu Erfolg führen | hört nicht mehr zu nicht kompromissfähig hat Situation nicht im Griff |
natürliches Kind-Ich | spontan begeisterungsfähig kreativ ehrlich direkt witzig mitreißend vertrauensvoll | unreflektiert zu impulsiv denkt nicht an Folgen keine Verantwortung |
Es existieren verschiedene Transaktionsarten.
Bei parallelen Transaktionen handelt es sich um Kommunikation auf der gleichen Ebene. Der Sender ist im Eltern-Ich und spricht auch das Eltern- Ich des Empfängers an, der auch im Eltern-Ich reagiert. Das ist oft dann der Fall, wenn beide „gescheit“ und belehrend daherreden. Oder der Sender spricht im Erwachsenen-Ich und spricht auch das Erwachsenen-Ich des Empfängers an usw.
Bei der Manipulationsstrategie „Sprich zur Masse wie zu kleinen Kindern“ handelt es sich jedoch um eine gekreuzte Transaktion. Der Manipulator (Sender) spricht aus der Warte des kritischen oder auch fürsorglichen Eltern-Ichs das „hilflose Kind-Ich“ des Empfängers an, wenn er es einschüchtern will, und das „rebellische Kinder-Ich“, wenn er es aufhetzen möchte. Er benutzt dabei eine Sprache, die das Kinder-Ich des Empfängers versteht. Die Manipulatoren versuchen das „hilflose“ Kinder-Ich mit entsprechender Sprache einzulullen und zu verblöden. Sie kennen das vermutlich von Ärzten und Krankenschwestern, wenn sie gutmeinend beispielsweise kundgeben: „Wie geht’s uns denn heute…trinken Sie das mal schön, und dann ruhen Sie sich ein wenig aus…und wenn Sie Kaka müssen, brauchen Sie nur zu klingeln…“
Wenn Mann und Frau miteinander turteln „Schatzimausi… ja mein Bär…“ treffen sich beide auf Kinder-Ich-Ebene (parallele Transaktion).
Während der Corona-Plandemie haben die Manipulatoren gerne diese Manipulationstechnik eingesetzt, und mit dem Eltern-Ich das Kinder-Ich in uns angesprochen, weil sie wussten, dass viele in der gewünschten Weise darauf reagieren würden. „Der Wumms“, „das Wohlfühlpaket“ „Mit zwei Pieks ist alles vorbei“ und all der andere im gönnerhaften Ton vorgetragene Unsinn. Die Manipulatoren kommunizierten mit uns wie mit 12-Jährigen. Einige Empfänger – angesprochen auf das angepasste hilflose Kinder-Ich – reagierten auch wie hilflose 12-Jährige, und wagten es nicht aufzubegehren. Die meisten Menschen haben sich durch den „erhobenen Zeigefinger“ der Diktatoren einschüchtern lassen und sind schön um 21.00 zu Hause gehockt, haben bei einer Infizierung mit Corona den Lagerkoller einer 14-tägigen Quarantäne überstanden, und „feierten“ notfalls Weihnachten oder Sylvester alleine. Sie haben sich angepasst.
Die Manipulatoren in Coronazeiten mussten jedoch aufpassen, nicht das rebellische Kinder-Ich des Empfängers zu wecken – wie bei mir geschehen – wenn es um die Erreichung ihrer menschenverachtenden Ziele ging. Andererseits gelang es ihnen genau dieses rebellische Ich bei vielen Menschen zu aktivieren, als es darum ging, die sich solidarisch mit dem Corona-Schwachsinn zeigenden, nicht immer intelligenten Impfbefürworter gegen die „unsolidarischen“ Ungeimpften mit Parolen wie „Pandemie der Ungeimpften“ oder „Tyrannei der Ungeimpften“ aufzuhetzen.
All diese unverhältnismäßigen Einschränkungen, die uns die „kritischen“ und „fürsorglichen“ Manipulatoren auferlegten, haben viele Erwachsene wie „hilflose“ Kinder über sich ergehen lassen. Viele Bürger pflegten den blinden Gehorsam gegenüber ihren Regierungen, und wähnten sich in ihrem Bedürfnis nach moralischer Überlegenheit auf der guten Seite zu stehen, zumal die Coronadiktatoren sie in dieser fragwürdigen fremdgesteuerten Meinung noch tatkräftig unterstützen, und sie teilweise gar zur Denunziation ermutigten. Andersdenkende und -handelnde wie Ungeimpfte wurden als „böse“ abgestempelt.
Viele Menschen waren auch nur verwirrt. Sie verwechselten wie so oft Gut mit Böse, und hatten kaum mehr ein Gespür für Richtig und Falsch. Sie diffamierten, etikettierten und denunzierten teilweise sogar ihre Mitbürger, wie es die deutsche Geschichte vor nicht allzu langer Zeit schon einmal erlebt hat. Die schrecklichen Folgen dieser Unterwürfigkeit und des blinden Vertrauens in die Richtigkeit von Regierungsentscheidungen sind bekannt.
Geimpfte und Ungeimpfte haben sich durch die spaltende Kommunikation der Manipulatoren häufig mit parallelen Transaktionen „wertgeschätzt“, z.B. von Kinder-Ich zu Kinder-Ich „lass dich impfen, oder…“ (oder war das Eltern-Ich zu Eltern-Ich?). Viele – zu denen ich mich anfangs auch zählte – haben versucht, sich belehrend auf der Eltern-Ich-Ebene gegenseitig von der „Wahrheit“ zu überzeugen, anstatt in einem sachlichen Diskurs auf Erwachsenen-Ich-Ebene, die Gefährlichkeit bzw. Ungefährlichkeit des angeblichen Virus und entsprechende mögliche Ziele und Maßnahmen zu erörtern.
Auch „gekreuzte“ Transaktionen waren en vogue, beispielsweise wenn der Corona-Entscheider (Sender) auf der „kritischen“ Eltern-Ich-Ebene sich befleißigte, das „hilflose“ Kinder-Ich des Gegenübers – wie oben dargestellt – weichzukochen.
Selbst sogenannte verdeckte Transaktionen waren recht beliebt, wenn es um etwas ganz anderes in der Transaktion ging, als verbal vorgegeben wurde. Wenn mich beispielsweise jemand mit Verschwörungstheoretiker ansprach, dann ging es dieser (meist dümmlichen) Person gar nicht darum, ob ich ein sogenannter Verschwörungstheoretiker bin oder nicht. Ihre Ziele waren es, mich zu treffen und mundtot zu machen. Armselig – „arm an Seele“! Später waren solche Ereignisse und Aussagen natürlich auch amüsant. Man wusste gleich, mit wem man es zu tun hatte. Ein herzliches inneres Lachen wurde in mir ausgelöst.
Weitere Beispiele zur Infantilisierung von Politikern und Medien
Der dem Kader „Young Global Leaders“ vom Weltwirtschaftsforum entsprungene kanadische Premierminister Justin Trudeau drohte im September 2022 für den kommenden Winter mit neuen COVID-Beschränkungen, wenn nicht 80-90 % der Kanadier eine weitere Impfung erhalten würden. Dabei redete er zu den Empfängern seiner Botschaft wie mit Kleinkindern. Die Bevölkerung wurde komplett für blöd, inkompetent und insbesondere unmündig verkauft. Infantilisierung pur. Das fürsorgliche Eltern-Ich von Trudeau sprach das hilflose Kinder-Ich der Bürger an.
https://thepostmillennial.com/watch-trudeau-threatens-winter-of-covid-restrictions-if-canadians-dont-get-vaxxed-and-boosted
oder
https://x.com/i/status/1566818941229572096
Hier ein paar übersetzte Auszüge aus der Videobotschaft auf X von Justin Trudeau:
„Covid ist noch nicht fertig mit uns“, begann Trudeau. „Wir wollen vielleicht damit fertig sein, aber es ist immer noch da.“ Er meinte, dass „mit dem Winter, wenn die Menschen wieder in die eigenen vier Wände gedrängt werden, die Gefahr einer weiteren schweren Covid-Welle besteht“, und fügte hinzu, dass der beste Weg, den Druck auf die Gesundheitssysteme zu verringern und „zu verhindern, dass die Provinzen Entscheidungen zu Beschränkungen und Vorschriften treffen müssen“, darin bestehe, sich an die Impfempfehlungen der Regierung zu halten.
„Wenn wir 80, 85, 90 Prozent der Kanadier auf den neuesten Stand ihrer Impfungen bringen können, werden wir einen viel besseren Winter haben und viel weniger Bedarf für die Art von Beschränkungen und Regeln haben, die in den vergangenen Jahren für alle so problematisch waren.“
Interessant war nicht nur die verbale, sondern auch die non-verbale Sprache des kanadischen Premiers, die einen fürsorglichen, dem Volk zugewandten „Vater“ zum Ausdruck brachte, seine besorgte und gleichzeitig wohlwollende Mimik und Gestik, sowie seine salbungsvolle Stimmlage wie die eines Priesters.
Tagesschau in „einfacher Sprache“ zur Thüringen-Wahl
Die Tagesschau hat ein Format in einfacher Sprache herausgebracht. In Deutschland gibt es laut ARD 17 Millionen Menschen, die damit Schwierigkeiten haben, komplexe Texte zu verstehen. Insofern hat ein solches Format sicherlich auch gewisse Vorteile für Menschen mit Verständnisschwierigkeiten oder unzureichender Bildung, ist andererseits aber auch ein sehr schönes Beispiel für die Infantilisierung der Menschen.
Hier der transkribierte Text des Ausschnitts aus der Nachrichtensendung:
https://www.tagesschau.de/multimedia/sendung/tagesschau_in_einfacher_sprache/tse-242.html
„Wahl in Thüringen. AfD gewinnt. Thüringen ist ein Bundesland im Osten von Deutschland. Dort haben die Menschen einen neuen Landtag gewählt. Der Landtag ist das Parlament vom Bundesland. Der Landtag ist in der Hauptstadt von Thüringen – in Erfurt nämlich. Bei der Wahl hat die Partei AfD gewonnen. Die AfD ist rechtsextrem. Auf dem Foto ist Björn Höcke zu sehen. Er ist der Chef von der AfD in Thüringen. Höcke will jetzt auch der Chef von Thüringen werden. Dafür braucht Höcke andere Parteien. Die anderen Parteien haben aber gesagt, wir arbeiten nicht mit der AfD zusammen. Wir arbeiten nämlich nicht mit Rechtsextremen zusammen.“
Es lohnt sich auf jeden Fall, das siebenminütige Video anzusehen.
Ich möchte mich über dieses Format auch nicht lustig machen – das steht mir nicht zu – aber interessant ist, dass die AfD in dieser Sendung mit einfachen Worten – ohne wenn und aber – als rechtsextrem abgestempelt wird, die ja zur stärksten Partei von knapp einem Drittel der Thüringer gewählt wurde. Sind die dann alle auch rechtsextrem?
Fazit
Man könnte natürlich sagen der Vorwurf der Infantilisierung wird von Menschen erhoben, die sich als überlegen oder als etwas Besseres wähnen. Das sehe ich nicht so. In diesem Zusammenhang ist zwischen Infantilismus und Infantilisierung zu unterscheiden. Infantilismus bezeichnet den Zustand eines Kindes, das sich geistig und/oder körperlich nicht weiterentwickelt, und auf dieser Stufe stehen bleibt. Wer sich darüber lustig macht, ist von Kleinheit geprägt. Infantilisierung dagegen ist ein Vorgang, der Menschen unselbständig machen oder geistig zurückentwickeln soll. Da steckt System und Fremdsteuerung dahinter! Und das mache ich den Eliten und ihren politischen und medialen Handlangern tatsächlich zum Vorwurf. Damit Menschen nicht aufbegehren, werden sie systematisch verdummt durch Einschränkung des Meinungspluralismus, durch Programme wie „Infotainment“, „Tittytainment“ und dergleichen.
Infotainment ist die bereits real existierende Kombination von oberflächlicher Information und Unterhaltung. Sie brauchen nur das Fernsehen einzuschalten, dann wissen Sie, was darunter zu verstehen ist. Tiefgehende Information würde die Menschen das Denken anfangen lassen. Das wollen die Macht- und Besitzeliten und ihre politischen, medialen und wissenschaftlichen Funktionseliten nicht, denn denkende Menschen können ihnen gefährlich werden. Das war auch die größte Angst Stalins, der für den Tod von mehr als 20 Millionen Menschen verantwortlich war.
Mit Tittytainment sind nicht etwa die Sendungen nach 0.00 Uhr gemeint, in denen viel nackte Haut zu sehen ist. Es geht vielmehr um den in Zukunft zu befürchtenden Umstand, dass im Zuge der technischen Entwicklung lediglich 20 Prozent der Weltbevölkerung in weiterer Zukunft arbeiten, und diese Minorität die restlichen 80 Prozent der Menschen wirtschaftlich mittragen wird. Was macht man dann mit den arbeitsbefreiten 80 Prozent? Damit die nicht das Randalieren und Schreien anfangen, wird ihnen wie einem Baby die „Brust“ gereicht, anhand derer sie ihre Bedürfnisse – zumindest oberflächlich – befriedigen können. Mit leichter Unterhaltung im Fernsehen und Internet und dergleichen sollen die sich entwickelnden Couchpotatoes ruhiggestellt werden, damit sie nicht auf die Straße gehen und gewalttätig werden. Sie hängen dann sozusagen an den Titten des Kapitals.
Schöne Zukunftsaussichten! Da wären mir natürliche weibliche Brüste ehrlich gesagt lieber! Oh, war das jetzt nicht gendergerecht und politisch nicht korrekt? Was solls!
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