Gastbeitrag von Albrecht Künstle
20. November 2025
Die allgemeine Wehrpflicht wurde in Deutschland am 21. Juli 1956 eingeführt. Bereits am 6. Mai 1955 war die Bundesrepublik Deutschland der 1949 gegründeten NATO beigetreten: die westlichen Siegermächte des Zweiten Weltkrieges benötigten ein militarisiertes Deutschland zur „Verteidigung der westlichen Werte“ und als „Bollwerk“ gegen den Osten. Gleichzeitig sollte Deutschland in ein Bündnis eingehegt werden, damit nie wieder Krieg von deutschem Boden ausgehen könne. Am 12. November 1955 war es soweit. Theodor Blank, erster Bundesminister für Verteidigung, ernannte die ersten 101 Freiwilligen der neuen Truppe. Mit dem Soldatengesetz vom März 1956 erhielt die Armee ihren Namen „Bundeswehr“.
Ab 1957 nahm die Remilitarisierung Deutschlands Fahrt auf: Die ersten Wehrpflichtigen wurden zur Bundeswehr eingezogen. Als einen der Ersten getroffen hat es meinen 1939 geboren ältesten Bruder, später auch den 1942 geborenen zweiten Bruder. Dann wäre ich als Dritter der Familie an der Reihe gewesen. “Nein!” sagte ich aus verschiedenen Gründen. Bei Gründung der Bundeswehr stammten deren Offiziere und Unteroffiziere fast ausnahmslos aus der Wehrmacht. Im Jahr 1959 waren von 14.900 Bundeswehroffizieren 12.360 bereits in der Reichswehr oder Wehrmacht zu Offizieren ernannt worden; 300 Offiziere entstammten der Waffen-SS. Als erfolgreicher Sportschütze konnte ich schon schießen und wollte mir nicht vorschreiben lassen, auf wen ich zu schießen habe. Vor den Russen hatte ich so wenig Angst wie heute.
Ein halbe Million „Fachkräfte für den Krieg“ mussten ersetzt werden
Stattdessen zahlte ich in diesen eineinhalb Jahren der Arbeit auf meinem Beruf Lohnsteuern, mit denen andere in dieser Zeit kostenträchtig „Krieg spielen“ durften. Als täglich Düsenjäger im Tiefflug über unsere Köpfe donnerten, kommentierte ich in der mir eigenen Art: „Man sollte nicht glauben, wie Steuergelder Krach machen können“. Bis wieder mal ein für viel Geld von den Amerikanern gekaufter Starfighter F14 vom Himmel fiel und seine Piloten in denselben beförderten – weshalb das Modell auch Witwenmacher genannt wurde.
Die meisten folgten dem Ruf zur Bundeswehr, die dem Arbeitsmarkt eine halbe Million Arbeiter und Angestellten entzog, zum Ausgleich holte man dann ab 1960 per Anwerbeabkommen die zu Hunderttausenden in der Bundeswehr gebundenen Arbeitskräfte aus dem Ausland. Ab 1955 Italiener, später Spanier, Griechen und dann auch noch Türken. Das „Wirtschaftswunder“ geschah schon in den 50er Jahren ohne Hilfe von außen, nicht erst mit den „Gastarbeitern“ ab den 60er Jahren.
Die Geschichte wiederholt sich
Knapp 70 Jahre später wiederholt sich die Geschichte: der Bundestag folgte “Pistolius”, dem „beliebtesten Politiker der Deutschen“, die Jahrgänge ab 2008 für seine Bundeswehr zu gewinnen. Wieder trifft es meine Familie als erste. Unsere beiden Enkel Jahrgang 2008 und 2010 werden vor die Entscheidung gestellt, bei der erneuten Militarisierung Deutschlands voranzugehen. Und wieder geht es gegen Russland, dessen angebliche Bedrohung der freien Welt. Folgen sie und Andere dem Lockruf der „Kriegstüchtigkeit“, fehlen die ausgebildeten jungen Menschen auf dem Arbeitsmarkt, wie schon in den Jahren nach der Gründung der Bundeswehr. Dafür werden wieder weniger qualifizierte Menschen ins Land geholt, bzw. schon seit 10 Jahren ins Land gelassen. Oder ahnt die Regierung, dass in der von den Politik niedergemachten Wirtschaft immer weniger Leute gebraucht werden (berichtet die Bundesagentur), die man deshalb in die Kasernen steckt? Vorgeschoben wird von der Rüstungslobby und ihren politischen Vasallen, der Russe würde Ende des Jahrzehnts Deutschland angreifen. Aber warum tat er das nicht 2012, als Merkel mit ihrem Verteidigungsminister zu Guttenberg die Wehrpflicht abgeschafft und die Bundeswehr-stärke auf unter 200.000 geschrumpft hatte.
Hat Putins Geheimdienst geschlafen, dass ihm das nicht aufgefallen ist? Oder als später das Verteidigungsministerium mit Frauen besetzt war, und die Ausrüstung der Bundeswehr allenfalls für einen größeren Banküberfall gereicht hätte… Wenn Russland diese Schwächephase der deutschen Verteidigungsfähigkeit nicht ausgenutzt hat, dann soll es – nach dem Ukrainefeldzug geschwächt – Deutschland angreifen wollen oder können? Was sollen die Russen denn von Deutschland wollen? Nicht vorhandene Rohstoffe suchen, die sie selbst zuhauf haben? Für das auch im Ausland verschuldete Deutschland geradestehen und seine Schulden übernehmen? Helfen, die Straßen und Brücken zu sanieren? Die Bahn auf Vordermann bringen? Für die Flüchtlinge noch mehr Wohnungen bauen? Den Kindern russisch beibringen, wo sie doch schon mit Deutsch Schwierigkeiten haben? Sich mit der EU-Zentrale in Brüssel herumplagen? Mir fällt nichts ein, was ich an Putins Stelle von diesem Land wollte.
Die anstehende Generalmobilisierung wird auch den Renten schaden
Die Soldatinnen und Soldaten sollen rund 3.000 Euro im Monat erhalten. Das Durchschnittsentgelt in Deutschland beträgt aber 4.250 EUR und steigend – sagen wir 4.000 EUR – in der Altersgruppe, die „dienen“ statt arbeiten soll. Das Bruttoinlandprodukt (BIP) wird bei 100.000 mehr zur Bundeswehr verpflichteten Menschen (1.000 mal 12 mal 100.000) um 1,2 Mrd. Euro geringer ausfallen. Die Höhe der vom Bund zu zahlenden Beiträge für Zeiten des (freiwilligen) Wehrdienstes und des Zivildienstes für die Rente richtet sich nicht nach dem tatsächlich gezahlten Wehrsold oder Verdienst. Maßgeblich hierfür ist regelmäßig ein fiktiver Verdienst auf der Basis der sogenannten Bezugsgröße.
Zum 1. Januar 2020 wurde der fiktive Verdienst auf 80 Prozent der monatlichen Bezugsgröße angehoben. Die Bezugsgröße 2025 beträgt monatlich 3.745 Euro. 80 Prozent davon ergeben monatlich 2.996 Euro als fiktiver monatlichen Arbeitsverdienst. Somit ist das immer noch weniger, als die Wehrpflichtigen in ihrem Beruf Rentenpunkte sammeln könnten. Solche versicherungsfremden Leistungen, die nicht durch eigene Rentenbeiträge erworben wurden, müssen vom Bund als Zuschuss zur Rentenversicherung getragen werden. Die Militärstrategen mögen mit ihren Wehrwilligen irgendwo Kriege gewinnen, doch der Krieg an der ohnehin geschwächten Sozialversicherungsfront wird verloren.
Putins Kalkül und das der Rüstungsmafia scheinen aufzugehen
Wie der Westen im Kalten Krieg die Sowjetunion totrüsten wollte – sie zerfiel tatsächlich – so scheint es jetzt umgekehrt zu laufen. Die NATO ist dabei, mit Kanonen auf Spatzen schießen zu wollen, mit teuren Abwehrsystemen auf billige Drohnen, vielleicht russische, meist aber von Hobbyfliegern gesteuert. Es ist ein Katz- und Maus-Spiel, das insbesondere von der Rüstungsfirmen gerne mitgespielt wird. Diese und ihre Aktionäre – in vielen Fällen amerikanische Investmentgesellschaften wie des Kanzlers früherer Arbeitgeber BlackRock-sind die eigentlichen Profiteure des neuen Rüstungswettlaufs! Die Entwicklung der Aktienkurse von Rüstungsfirmen macht einem schwindelig. Und die politischen Sturmgeschütze wie etwa Strack-Zimmermann, Hofreiter, Kiesewetter, von der Leyen und andere scheinen den Braten nicht nur gerochen, sondern bestellt zu haben.
Von diesen Leuten und dieser Regierung wird anscheinend spekuliert „eigentlich müsste es doch endlich einmal klappen, Russland in die Schranken zu verweisen“. Hat schonmal ein Land einen Krieg gegen Russland gewonnen? Ja, aber der russische Bär mit seinem dicken Fell hat meist trotz vieler Schrammen überlebt. Und gelegentlich auch randaliert. Russland ist ein Land wie jedes andere. Mit Führern wie jedes andere, die situationsbedingt besonnen oder unberechenbar handeln. Davon kann Deutschland auch „ein Lied singen“, nicht nur mit den beiden Regierungen, die das Land in zwei verheerende Weltkriege geführt haben, sondern auch mit der amtierenden Regierung und deren beiden Vorgängerregierungen. Also, wenn mich unsere Enkel fragen sollten, was sie tun sollen, ist eine Antwort: SAGT NEIN!
Dieser Artikel ist ohne „KI“ ausschließlich mit Künstle-Intelligenz 😊 erstellt; zuerst hier https://ansage.org/die-verkrampften-rekrutierungsanstrengungen-der-bundeswehr-und-ihre-absurden-motive/ erscheinen
Ende März und Anfang April 2025 wurden meine beiden Bücher
„Die Friedensuntüchtigen“ und „Im Taumel des Niedergangs“ veröffentlicht.
Rezension zu diesem Buch: https://www.manova.news/artikel/abwarts