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Ein kritischer Leserbrief mit interessanten Gedanken und Betrachtungen zum Thema Trump


Werte Leserinnen und Leser,

kürzlich erreichte mich ein von der Online-Plattform Manova weitergereichter Leserbrief zu meinem Artikel über Trumps Pläne, den ich Ihnen unkommentiert zur Selbstanalyse vorlegen möchte. Die Hauptkritikpunkte bezogen sich zu einem kleinen Teil auf Inhalte des von Manova verfassten Vorspanns. Deswegen möchte ich Ihnen beide Links zu diesem Thema zur Verfügung stellen. Hier der Original-Artikel des Blogs wassersaege.com

https://wassersaege.com/blogbeitraege/donald-trumps-plaene-darstellung-analyse-und-bewertung/,

und hier der um eine von mir genehmigte Einleitung erweiterte Artikel von Manova

https://www.manova.news/artikel/damonischer-heilsbringer

Nun zum Text dieses kritischen und lesenswerten Leserbriefs.

„Vor und nach der Wahl – Heil Spaltpilz!

Verehrter Uwe Froschauer.

Schon etliche Ihrer Beiträge auf Manova habe ich mit grossem Interesse und Gewinn gelesen – vom jüngsten aber, „Dämonischer Heilsbringer“ überschrieben, bin ich eher enttäuscht. Dieser Text nimmt für sich in  Anspruch, „eine ausgewogene Analyse“ der soeben stattgehabten US-Wahl sowie der kommenden Präsidentschaft Donald Trumps zu sein, die „mit vielen Erwartungen, aber auch Befürchtungen verknüpft“ sei; es sei „Zeit für“ eine solche, heisst es da, denn „die unklare Gemengelage und das durchwachsene Bild, das der Polit-Rückkehrer derzeit abgibt, können auch als Chance gewertet werden, Schwarz-Weiß-Malerei zu unterlassen und sich der Wahrheit endlich durch sorgfältige Analyse zu nähern“. Sich selbst bezeichnen Sie als „politisch Mitte-links orientierter und dem Humanismus zugewandter Mensch“ und gestehen: „Als Donald Trump 2016 die Wahl gewann, war ich schockiert. Als Joe Biden 2020 die Wahl gewann, war ich erleichtert. Als November 2024 Donald Trump die Wahl gewann, war ich erfreut“.

Bis hierhin und auch mit Ihren Selbst-Einordnungen, die ich weitgehend auch für mich gelten lassen würde, gehe ich noch einigermassen mit Ihnen einig, allerdings mit Ausnahme des „Polit-Rückkehrers“ – dafür ist mir Trump in den letzten vier Jahren auf der Bühne allzu präsent geblieben und haben die regierenden Dems in allzu vielen Punkten seine Politik fortgeführt oder sogar noch verschärft – sowie des letzten Punktes, Ihres „erfreut-Seins“ ob des heurigen Wahlergebnisses. Ich muss nämlich gestehen, dass ich im Laufe dieses Wahlkampf-Jahrs gelegentlich die – zugegeben: perverse! – Hoffnung hegte, eine knappe Niederlage Trumps könnte das Land womöglich in die so dringend nötige Auseinandersetzung mit sich selbst und seinen ganz realen Problemen der immer tiefer greifenden inneren Spaltung treiben, und dies könnte dem Rest der Welt vielleicht die eine oder andere Atempause verschaffen von den beängstigenden Kämpfen und Einmischungen, die den bisherigen hegemonialen status quo mit den USA als unangefochtener Number One auf Erden um jeden Preis verteidigen sollen – oder anders: ich spekulierte ein wenig darauf, dass das, was in den Strassen des Landes und zwischen seinen Hütten und Palästen seit Jahrzehnten immer brutaler tobt, endlich auch wieder mal von Amerikanern selber wie auch von uns Europäern als das (an-)erkannt werden könnte, was es fraglos seit jeher ist: als ein Krieg von Bürgern gegen Bürger, und dem Land endlich mal wieder am eigenen Leib Erfahrungen dessen beschert, was es der Welt in den letzten Jahrzehnten im Übermass nur noch als reines Exportprodukt aufgezwungen hat.

Gleich für einen der ersten Ihrer Analyse-Abschnitte gehen Sie von der folgendermassen formulierten Prämisse aus: „Da Trump nicht auf seine Wiederwahl Rücksicht nehmen muss, wird er sein Programm befreiter, radikaler und schneller durchführen können“ –

Aha!?! Da stutze ich aber – und suche vergebens nach Erläuterungen Ihrerseits, wie Sie zu einer solchen Aussage kommen konnten. Soll das nun heissen, Trump braucht sich um seine Wiederwahl nicht zu scheren, weil die Amtszeit eines US-Präsidenten bekanntlich sowieso auf maximal 2×4 Jahre beschränkt ist und dies auch dann gilt, wenn die beiden Amtszeiten nicht unmittelbar aufeinander folgen? sowie dass Sie sich zweifelsfrei darauf verlassen, dass Trump – ausgerechnet er! – dies genauso sieht und sich selbstverständlich daran halten wird? (…das fände ich aber sehr kühn.) Oder etwa doch deshalb, weil er sich sowieso schon in den unmittelbar bevorstehenden vier Legislativ-Jahren zum Diktator auf Lebenszeit mausern wird, wie ja hie und da gemunkelt wurde und wird? (…das würde mir dann aber nicht so recht zur angemahnten Ausgewogenheit passen wollen, auch wenn Ihr Artikel durchaus ebenfalls auf die Möglichkeit diktatorischer Nebenwirkungen der Wahl anspielt.)

Gehe ich recht, wenn ich von der ersten Annahme ausgehe? Dann allerdings, Herr Froschauer, sässen Sie, wie zahllose andere „Experten“ und Laien auch, dem weitverbreiteten Märchen auf, dass eine solche Begrenzung der Präsidentschaft in der US-Verfassung festgeschrieben sei, und dächten gar nicht an die Möglichkeit, dass dem in realiter nicht so ist. Tatsächlich nämlich beruhten z.B. die drei Amtszeiten eines FDR keineswegs auf kriegsbedingter Aussetzung eines entsprechenden US-Verfassungsartikels; vielmehr folgten einfach alle andern Präsidenten bloss einer Tradition, die gleich der erste in der Reihe, George Washington, installierte, indem er sich freiwillig mit zwei Amtszeiten begnügte und dies 1796 in seiner sog. Farewell Adress begründete – ohne dass diese Entscheidung daraufhin je Verfassungs-Status erlangt hätte. Ich bin mir aber sicher, dass, wenn nicht Trump selbst, dann bestimmt irgendein Berater, der ihm im Laufe der Zeit über den Weg läuft oder bereits gelaufen ist, dahinter kommt bzw. gekommen ist und es ihm steckt bzw. schon gesteckt hat – und wem wenn nicht ihm wäre es zuzutrauen, dass er sich aus überaus gewichtigen Gründen für auserkoren hält, mit einer blossen Tradition wie dieser zu brechen? (Aber auch davon abgesehen: Im gar nicht so unwahrscheinlichen Kriegsfall in naher Zukunft wäre ja auch eine Berufung auf FDRs dritte Amtszeit ebenso wenig unwahrscheinlich und noch dazu immer noch gut genug für eine vierte…)

Ich kann mir nicht helfen, aber an die „Ausgewogenheit“ oder „Sorgfalt“ einer Analyse mag ich automatisch nicht mehr so richtig glauben, wenn ihr Autor eine derartige Kenntnislücke der US-Verfasstheit offenbart und derart unhinterfragtes Vertrauen ins medial allgemein gefestigte USA-Bild zur Grundlage seiner USA-Kritik macht, und das auch noch, um Voraussagen zu treffen, woran sich ein Präsident halten werde, der bisher bekanntermassen kaum Achtung vor irgendwelchen gesetzlichen Regelungen an den Tag legte ausser vor denen des Eigennutzes: Warum um Himmels Willen sollte ausgerechnet der sich an eine gesetzliche Befristung seiner Regierungstätigkeit halten, wenn eine solche nicht einmal existiert?

Des Weiteren klopfen Sie in Ihrem Artikel, so will mir scheinen, letztlich v.a. verschiedene, im Wahlkampf gemachte Versprechungen daraufhin ab, ob und wie weit wahlkämpferische Grossmäuligkeit nach ergangener Wahl dann auch konkrete Politik werden könnte – auch dies für mich schlicht eine müßige Frage, so muss ich gestehen, und zwar bei jedem US-Präsidenten, egal welcher Provenienz: ich halte die Macht des „mächtigsten Mannes der Welt“ für einen reinen PR-Mythos, mit dem wir Medien-Konsumenten uns jedes vierte Jahr an der Nase herum- und in einen immer irreren Zirkus mit dressierten Tanzbären führen und den Verstand benebeln lassen.

Aber vermutlich kann auch ich ebenso wenig „Ausgewogenheit“ für mich in Anspruch nehmen, wenn ich sage: Donald Trump kennt und kannte bei all seinem Reden und Tun noch nie einen andern Massstab als den momentanen Nutzen, den er sich davon für sich persönlich, für seine performance versprach/verspricht, sei’s materiell oder image-mässig. Zwar mag das immer gleiche Ziel des Wahlkampf dafür gesorgt haben, dass Trumps Themen relativ konsistent und konstant daherkamen – aber ab sofort kann das heute Mittag wieder das genaue Gegenteil von heute Morgen sein und heute Abend nochmals etwas ganz anderes als heute Nachmittag. Insofern ist er allerdings auch jederzeit für die eine oder andere Überraschung gut: für erfreuliche ebenso wie für höchst unerfreuliche – entscheidend wird dabei immer sein, welcher Art die Dynamiken sind, die er damit in der Realität allenfalls anstösst und die nicht mehr rückgängig zu machen sind. Mit einiger Sicherheit rechne ich persönlich nur

  • mit noch heftigerer Schröpfung von uns Europäern für US-amerikanische Interessen (weil nun mal america first!, woran sich ja auch die europäischen Eliten strikt halten), bis hin zur Möglichkeit, dass in einem US-Krieg gegen den Rest der Welt ganz Europa zum dezidiert auf den Osten des Atlantiks begrenzten Schlachtfeld wird;
  • mit Furchtbarstem für die Araber in Arabien und für die Perser in Persien (weil Donny und Bibi einfach zu dicke Freunde sind und beide den Finger am roten Knöpfchen haben);
  • mit wirtschafts- und militär-kriegerischen Eskalationen in Fernost (weil die Chinesen nun mal einfach zu stark geworden sind);
  • sowie (weil es nun mal keine Grenzen des Wachstums geben darf und folglich auch nicht geben kann) mit Verheerendstem für Mutter Erde;

…denn: Trotz all seiner Versprechungen, als Präsident dem deep state den Garaus zu machen, kann sich Trump zumindest in diesen vier Punkten nur allzu massiver Unterstützung durch eben diesen deep state sicher sein.

All sein Tun und Lassen darüber hinaus aber wird, so denke ich, höchstens so zufällige Wirkungen zeitigen, wie bei einem Hasardeur unausweichlich – und für einen solchen hielt ich ihn schon vor und in seiner ersten Amtszeit und sehe auch heute noch keinerlei Anlass, ihn für etwas anderes zu halten. Oder sehen Sie irgendwelche Anzeichen dafür, dass er und seine Klientel oder der deep state sich seither wesentlich verändert hätten? Mag sein, Sie haben recht und für letzteren war Joe Biden ein vergleichsweise „leichter steuerbarer“ Präsident, bloss: Wie erklären Sie es sich, dass Trump von allem Anfang an der unangefochtene Kandidat der Reps sein konnte? Doch wohl nicht durch blankes Desinteresse des deep states an diesem Leader und seinem Wahl-Verein? Oder trauen Sie etwa der von Ihnen insinuierten „Bürgernähe“ des Wahlkämpfers Trump (inkl. seines maulfeilen Unterstützers Musk) mehr als seinem wahlkämpferischen Manipulations-Geschick und dem seiner PR-Spezialisten? Damit würden Sie allerdings die Wahrnehmung des einen Kandidaten durch die Bevölkerung im Gegensatz zu der des andern als unabhängig von den manipulativen Machenschaften des deep state deklarieren, und das scheint mir doch sehr unwahrscheinlich.

Zwar sehe ich mich, ganz wie Sie sich auch, „eher als einen progressiven Menschen“, und auch als „konservativ und traditionsbewusst, wenn es sich um Werte wie Ehre, Anstand, Ehrlichkeit, Frieden, Freiheit und Wahrheit handelt“; allerdings würde ich wohl eher andere Worte wählen und für mich in Anspruch nehmen wollen, dass mir die Werte der europäischen Aufklärung sehr viel mehr bedeuten als allen US- und Europa-Offiziellen zusammen, da diese sie zwar andauernd im Munde führen, aber fast immer bloss missbräuchlich: als (Tot-)Schlagworte zur Rechtfertigung ihrer weltweiten Schandtaten. Und tatsächlich ist mir ein Trump sogar fast lieber, insofern mir nämlich ein Lügner weniger unerträglich ist – und ja: ein bisschen weniger gefährlich scheint – als die fundamentale Verlogenheit bis ins Knochenmark, an der unser gesamtes System krankt, politisch und medial: Zumindest trauen vielleicht unsere Meinungsmacher für einmal den US-präsidialen Verlautbarungen nicht mehr gar so blind, wie dies bei den andern Bewohnern des White House bisher immer der Fall war. Oder anders: wenn schon andauernd gegen den gesunden Menschenverstand und den schlichten menschlichen Anstand verstossen wird, dann bitte wenigstens ohne andauerndes sich-Berufen auf eben diese und ohne die unverschämte Behauptung, es geschehe in meinem Namen und zu meinem Besten.

Aber dennoch habe ich natürlich auch heftige Zweifel, ob und wie weit die desavouierten Werte ausgerechnet durch einen Donald Trump, der für sie ja offenkundig nicht das geringste Interesse hegt bzw. allenfalls nur manipulativ kaschierte Verachtung, wieder Aufwind bekommen könnten, auf dass sich, wie Sie sagen, „an dem von den links-grünen Kräften verursachten Werteverfall etwas zum Positiven verändert“ – ehrlich gesagt mutet mich Ihre Nennung von Werten wie „Anstand“ oder „Wahrheit“ in solchem Zusammenhang geradezu… wie soll ich sagen? – akrobatisch an.

Die Werte, da bin ich mir sicher, stehen und fallen mit den Bürgern, die in ihrem Alltag für sie einstehen oder eben auch nicht – und da klammern sich meine Hoffnungen für die nähere und weitere Zukunft weniger an die Teile der US-amerikanischen Wählerschaft, die sich durch Trumps Kampfparolen begeistern liessen, als an jene, die ihre Werte im diesem Wahlspektakel überhaupt nicht repräsentiert gesehen haben. Wobei ich allerdings auch den ersteren gerne zugestehe, dass der deep state sicher nicht auf der Liste ihrer Werte steht, selbst wenn sie sich beispielsweise in der Ideologie einer National Rifle Association of America besser aufgehoben fühlen als in der US-amerikanischen Nation – ein deep state ist für niemanden ein Wert an sich ausser für seine unmittelbaren Profiteure, und die sind, so fürchte ich, an keine Partei und keine Kandidaten gebunden.

Gerade hinsichtlich der im Alltag gelebten Werte sowie der Spaltung der amerikanischen Nation  lassen Sie, Herr Froschauer, meines Erachtens einen wichtigen Aspekt ausser Acht, der freilich als Wahlkampfthema auch kaum eine Rolle gespielt haben mag – aber dennoch: Mir scheint es eine zumindest sehr verkürzte Sicht der Gemengelage, wenn Sie z.B. (unter Berufung auf „den fraktionslosen, leidenschaftlichen Robert Farle“ im Bundestag) hervorheben, Trump habe die Wahl gewonnen, weil er „sich ausschliesslich um die Dinge gekümmert“ habe, „die für die Menschen wichtig sind“. Das mag selektiv für den Wahlkampf stimmen – aber danach? Wenn ich Trumps „Volksnähe“ mit seiner Gefolgschaft zusammendenke, die im Januar 2021 das Kapitol stürmte oder davon begeistert war, so kommt mir immer auch der Amerikaner aus der Black Community in den Sinn, der das Ereignis in einer arte-Dokumentation mit dem Hinweis kommentierte, dass die Sicherheitskräfte damals bestimmt mit scharfer Munition vorgegangen wären, hätte es sich bei den Rebellierenden um Schwarze und nicht um Weisse gehandelt; freilich ist das nur eine These, auf die (gottlob!) damals nicht die Nagelprobe gemacht wurde; aber ich fürchte doch: der das sagte, wusste sehr genau, wovon er redete – und er hat schlicht und ergreifend recht.

Wie sehen Sie nun unter diesem Aspekt diese „wichtigen Dinge“, die den Wahlkampf „ausschliesslich“ entschieden haben sollen? Lassen wir mal diejenigen „Dinge“ beiseite, die Trumps weisse Anhängerschaft damals zum Handeln animiert haben mögen – aber welche sind es wohl gewesen, die die Sicherheitskräfte von drastischeren Massnahmen an Ort und Stelle abgehalten haben, bzw.: welche Werte wären wohl auch in Trumps Anhängerschaft zum Tragen gekommen, wenn nicht sie, sondern die Black Community das Kapitol gestürmt hätte? Dass im Wahlkampf diese Gespaltenheit der Nation kaum eine Rolle gespielt hat, mag zwar tatsächlich entscheidenden Anteil am Wahlausgang gehabt haben, da es womöglich etliche Schwarze dazu verleitet hat, sich für einmal mit ansonsten unverhohlenen weissen Rassisten ins gleiche Boot zu setzen – aber an der Realität der rassistischen Spaltung der Nation auch nach der Wahl hat es natürlich nicht das Geringste verändert. Sie nicht zu thematisieren, war einfach nur ein Versäumnis der einen Seite und erstklassiges Wahlkampf-Geschick auf der andern.

Und zu guter Letzt muss ich nochmals auf den „von den links-grünen Kräften verursachten Werteverfall“ zurückkommen sowie auf Ihre Bemerkungen zu den „meist links orientierten US-amerikanischen Künstlern“: Als seit jeher links orientierter Künstler verwahre ich mich für meine Person sowohl gegen jede Gleichsetzung des Begriffs Links mit US-Regierungs-Ideologien als auch gegen Ihre Chuzpe, mit der Sie die US-amerikanische „Kulturszene“ einfach mit einem Aufmarsch von einer Reihe Hollywood-Grössen kurzschliessen: Wenn „Weltstars wie Scarlett Johansson, Madonna, Beyoncé, George Clooney, Bruce Springsteen und Taylor Swift“ sowie „der Produzent von Blockbustern wie ‚The Patriot‘, ‚Independence Day‘ und ‚Godzilla’“ (vermutlich allesamt Millionäre, so wie die übrige Klientel der Dems und Reps auch) sich gegen Trump und für Kamala Harris positioniert haben, dann macht das die Dems noch lange nicht zu Linken und die Reps zu Rechten, und es ist auch noch lange nicht die amerikanische „Kulturszene“, die sich damit in die Waagschale wirft – meines Erachtens sind das geistlose Verkürzungen, an die uns unser Medienkonsum zwar längst gewöhnt hat, die aber, da ich bin mir absolut sicher, der Vielfalt der kreativen Kräfte des riesigen Landes nicht im Geringsten gerecht werden, sowohl der kulturellen wie der politischen.

Zugegeben: Allzu vieles, was ich da von mir gebe, klingt eher nach blosser Schwarz-Malerei und allzu pessimistisch, um dem Anspruch publizistischer Ausgewogenheit zu genügen. Ich fürchte, das ist einem alten Dilemma von mir geschuldet – dass nämlich meine Hoffnung einerseits immer zuletzt stirbt und ich insofern Optimist bin und bleibe, andererseits aber meine Erfahrungen allzu oft enttäuschend gewesen sind (herausragendes Beispiel: Obama) und deshalb meine Versuche, halbwegs realistische Erwartungen zu formulieren, zwangsläufig immer wieder in Pessimismus ausarten. Aber trotz alledem dreht sich die Welt ja immer noch und geht’s mir unverschämt gut – und freilich soll’s mir auch nur recht sein, wenn sich der nächste US-Präsident als so etwas wie der mephistophelische Geist entpuppt, der zwar stets das Böse will und dennoch hie und da auch mal das Gute schafft. Allerdings scheint mir derlei eher Stoff für dramatische Spannung zu sein als für ausgewogene Analysen und Vorhersagen.

Dass das Wahlergebnis allerdings thematische Präferenzen in der Bevölkerung spiegelt, die ganz ähnlich auch die Verantwortlichen in unserem Kontinent besser ernst nehmen sollten – darin stimme ich mit Ihnen durchaus überein. Und vielleicht gehen ja auch Sie mit mir mehr oder weniger einig, wenn ich fürchte, dass unsere Eliten, ob christlich-sozial- oder christlich-demokratisch- oder sozial-demokratisch- oder grün-parteiisch, einen solchen Wink mit dem Zaunpfahl aus Übersee ebenso wenig verstehen wie diejenigen in Übersee mit ihren Dems und Reps als Frontleuten für – oder gegen? – das Volk. Womöglich differieren wir im Grunde nur in unserer Auffassung dessen, was Sie Trumps „Volksnähe“ nennen: Für mich ist es gar keine Frage, dass der Mann ausschliesslich sich selbst nahe steht – daran hat sein Wahlkampf nicht das Mindeste verändert, und auch von seiner bevorstehenden Präsidentschaft erwarte ich nichts anderes.

In diesem Sinne seien Sie gegrüsst von

Benjamin Kradolfer

Bellach, CH – 20./21.11.2024″

Danke für Ihre tiefgründigen Gedanken, Herr Kradolfer.

Werte Leser, über zahlreiche Kommentare von Ihnen würde ich mich freuen. Herr Kradolfer und ich stellen sich gerne Ihren Kommentaren.

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